Leben & Sinn

Erfahrungsorientierte Psychotherapie & Gesprächsgruppen

Wenn es dir den Boden unter den Füßen wegreißt

Angst

Für Menschen, die unter Depressionen, PTBS und frühen Entwicklungstraumata, unter Panikattacken oder Angststörungen leiden, ist diese Zeit gerade eine enorme seelische Belastung.
Ich werde in den kommenden Tagen verschieden Hilfen und Angebote online stellen, vorab aber erst einmal ein elementarer Hinweis:

Gefühle können manchmal wie eine Welle über uns herein brechen. Mit brutaler Gewalt, kein Widerstand möglich. Es reißt dir einfach den Boden unter den Füßen weg.
Es ist schwer, in solchen Momenten zu sich zurück zu kommen, Luft zu holen und sich in dem Chaos wieder zu finden.
Egal, wie heftig dich die Welle gerade mit sich reißt und du es eigentlich nicht willst - vielleicht hilft es dir, wenn du dir beim nächsten Mal vergegenwärtigst, dass kein Gefühl, aber auch wirklich KEINES für immer vorhält. Sie gehen vorbei.
Vielleicht kannst du dies beim nächsten Mal wie einen Rettungsring greifen und dich daran festhalten:
Es geht vorbei. Kein Gefühl ist ewig!

Das Urteil des anderen

Innerer Kritiker

"Du fürchtest vom anderen immer nur genau das Urteil, was du selbst über dich schon gefällt hast."
Braucht es zu diesem Satz noch irgendwelche Erklärungen? Ich glaube nicht. Jeder von uns fühlt, wie treffend er ist.

Alles was wir fürchten ist, dass unserer innerer Kritiker von außen Bestätigung findet.
Urteile anderer treffen uns nicht, wenn wir uns nicht damit identifizieren. WENN wir das aber tun, treffen sie um so härter.
Also hilft es nur, sich mit dem eigenen Kritiker zu disidentifizieren.
So leicht gesagt und sooo schwer umgesetzt!
Disidentifikation ist einer der Königswege in der Psychotherapie. Disidentifikation von inneren Anteilen bedeutet, Distanz herzustellen:
Im ersten Schritt feststellen, dass es auch nur ein Teil von dir ist, einer der vielleicht in genau diesem Moment sehr laut ist, aber eben nur ein Teil. Du bist nicht er, er macht nicht dein ganzes Wesen aus. -> Dis-Identifikation.
Im zweiten Schritt lernen, ihn immer öfter vor die Tür zu stellen. Freundlich, aber bestimmt.
Oft aber macht es auch Sinn, diesen lauten, vielleicht verbal gewalttätigen Teil stattdessen innerlich lieber in den Arm zu nehmen. Dann nämlich, wenn du herausgefunden hast, wovor er so viel Angst hat, wovor er dich bewahren will, was ihm diese enorme Impulsenergie verschafft.
Dahinter steckt möglicherweise ein Teil von dir, der eigentlich Sicherheit braucht und dem liebevolle Zuwendung hilft, sich sicherer zu fühlen.
Ich stelle mir öfter das Bild von dem wütenden, verachtungsvollen inneren Peitschenschwinger vor, der gnadenlos austeilt und brutal zuschlagen will und dann kommen da lange warme Arme und umfangen ihn liebevoll und voller Verständnis - sein verblüfftes Gesicht, seine Verwirrung. Die Komik dieser Situation macht innerlich in mir alles gleich viel weicher.